Meine Tests an MFT
Grundsätzlich muss festgestellt werden, dass die hier getesteten Objektive nicht für die Nutzung an Sensoren konstruiert worden sind. Außerdem verhalten sich die gleichen Optiken je nach Digitalkamera bzw. Sensor teilweise deutlich unterschiedlich (ein gutes Beispiel hierfür ist das Minolta AF 75-300 1:4,5-5,6 D, das an Sony-Kameras wie Alpha 33 oder 58 zu deutlichen Farbsäumen neigt, an MFT wie z.B. Olympus E PL 5 oder Panasonic G5 jedoch nicht).
Da ich selbst Teleobjektive überwiegend für die Vogelfotografie nutze, sind für mich die Crop-Faktoren der MFT-Sensoren besonders interessant. Diese ergeben eine zweifache Brennweitenverlängerung bei gleichbleibender Lichtstärke bei Objektiven, die für das Vollformat / Kleinbildformat konstruiert worden sind. Zudem wird nur der Teil des Bildkreisdurchmessers im Kernbereich der Optik, nicht jedoch der meist kritische Randbereich genutzt. Das kann sich ganz erheblich auf die Abbildungsleitung des Objektivs auswirken.
Für die Vogelfotografie spielen Verzeichnung und Vignettierung nur eine untergeordnete Rolle. Das gilt auch für den bei nahezu allen Objektiven auftretenden Schärfeabfall zu den Ecken und zum Rand hin. Die Möglichkeit der Abblendung muss bei Sensoren ohnehin mit Vorsicht genutzt werden, weil sich 1. die Verschlusszeiten dadurch verlängern (Gefahr unscharfer Bilder durch Verwacklung) und 2. einige Objektive digital bereits bei offener Blende oder um eine Stufe abgeblendet ihre beste Leistung bringen. Danach treten oft erste Beugungseffekte auf. Wichtiger sind hier hohe Auflösung und Detailwiedergabe, gute Kontrastwiedergabe und Fehlerfreiheit bzgl. Farbsäumen, Überstrahlungen und Reflexen. Dementsprechend gewichtet sind diese Testergebnisse. Hinweis: Mit Bildbearbeitungsprogrammen können Verzeichnung und Vignettierung i.d.R. sehr gut bearbeitet und beseitigt werden!
Es erfolgen ausschließlich Tests unter praktischen Bedingungen, d.h. es werden keine Testtafeln benutzt. Getestet werden im
Test 1
Motive im Raum unter gleichbleibenden Bedingungen (mit Blitz und Panasonic G5 / GX7) in etwa 2-3m Entfernung sowie im
Test 2
Außenmotive (Antenne, Mast, Metallkamin, Kirchturm) über Entfernungen von ca. 50 und 200m. Hier wird auf eine gute Ausleuchtung und geringe atmosphärische Störungen (Dunst, Hitzeflimmern etc.) besonders geachtet, um eine Vergleichbarkeit sicherzustellen.
Beide Motivgruppen bieten sehr gute, realistische Bedingungen, um die Leistung der Objektive einschätzen zu können. Abgeblendet wird - sofern es das Objektiv ermöglicht - um mindestens 1-2 Blendenstufen.
Immer wieder habe ich die Erfahrung gemacht, dass Labortests nur bedingt aussagekräftig sind. So manches in Labortests "sehr gute" Objektiv hat in der Praxis nicht das gehalten, was ich mir aufgrund der Testergebnisse davon versprochen habe. Dabei spielt auch die Handhabung eine oft unterschätzte Rolle, weswegen in meinen Tests entsprechende Hinweise (z.B. bzgl. Stativbefestigung, Fokussiergenauigkeit u.v.m.) gemacht werden. Bei den z.T. großen und langen Telobjektiven beeinflussen u.a. die Gewichtsverlagerung durch die Fokussierung (besser Innenfokussierung), der Fokussiergang und dessen Genauigkeit, das Vorhandensein eines Stativanschlusses usw. den praktischen Nutzen einer solchen Kombination aus Kamera und Objektiv.
Test 1 Beispielbild:
Innenaufnahme - Test über kurze Entfernung (2-3m). Diese Tests sind
bzgl. der Abbildungsleistung im Bereich Unendlich selbstverständlich
nur bedingt aussagekräftig. Die Qualität des Objektivs bzw. seiner
Korrektur lässt sich hingegen sehr gut beurteilen: Am Beispiel der
Eule sind besonders die Augen zu beachten: Franst die weiße
Umrandung aus, "überstrahlt" sie. Werden die Schraffuren im Weiß
überhaupt wiedergegeben? Haben die schwarzen Lineaturen der
Augen Farbsäume (meist magentafarbige/blaue)? Aber auch die
Musterung des "Gefieders" oder die kontrastreiche, farbgenaue Wieder-
gabe der Flächen ist von Bedeutung.
Test 2 - Beispielbilder:
Außenaufnahmen - Test über größere Entfernung (ca.300m): Auflösung,
Kontrastwiedergabe, Verhalten der Optik hinsichtlich metallischen
Reflexionen und an Kontrastkanten (strahlt z.B. der goldene Hahn, hat
er eine "Aura", ist das schwarze Kreuz detailliert wiedergegeben,
sieht man die Nieten der goldenen Kugel, hat der Blitzableiter Farb-
säume usw.?).
Außenaufnahmen - Test über mittlere Entfernung (ca. 50m): Hier sind
neben den schon genannten Faktoren insbesondere Wiedergabe der
Kontrastkanten, Neigung zu chromatischen Aberrationen, Farbsäumen,
Reflexionen etc. wichtig (bei weniger gut korrigierten Objektiven sind
die Stäbe der Antenne z.B. nicht frei von Farbsäumen, diese sind dann
meist magenta- oder zyanfarbig).
Uwe Sonneborn